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Antibiotikaprophylaxe
Antibiotikaprophylaxe bei Operativen Eingriffen
Definition
- Als "perioperative Antibiotika-Prophylaxe" wird eine kurz dauernde Antibiotika-Abschirmung bei chirurgischen Indikationen mit hohem postoperativem Infektions-Risiko bezeichnet.
- Ziel der perioperativen Antibiotika-Prophylaxe ist, oberflächliche und tiefe postoperative Wundinfektionen oder andere postoperative infektiöse Komplikationen (z.B. Pneumonie, Sepsis, Harnwegsinfekte) zu verhindern oder zu reduzieren.
Prophylaxe
Grundregeln für eine Antibiotika-Prophylaxe
- Die perioperative Antibiotika-Prophylaxe hat üblicherweise mit Beginn der Narkose einzusetzen, (auf jeden Fall aber 30 - 60 min. bevor operative Handlungen gesetzt werden), um eine rechtzeitige Verteilung des Antibiotikums im Gewebe bzw. zum Ort einer potentiellen Infektion zugewährleisten. Die Antibiotikagabe erst nach Wundverschluss ist wirkungslos.
- Eine perioperative Prophylaxe ist nur bei Operationen mit erhöhtem postoperativen Infektionsrisiko indiziert (siehe Tabellen). Indikationen sind Wundinfektionsraten (Wundinfektions-Risiko) > 5 %, mögliche schwerwiegende lokale Folgen (z.B. Neurochirurgie) bzw. mögliche schwerwiegende systemische Folgen (z.B. immunsupprimierte Patienten).
- Die unkritische Antibiotikaprophylaxe bzw. eine generelle Verabreichung von Antibiotika nach aseptischen Operationen ist u.a. wegen der möglichen Selektion resistenter Keime abzulehnen.
- Antibiotika-Prophylaxe so kurz wie möglich ("single shot").
- Bei OP-Dauer > 2,5 bis 3 Stunden oder bei OP mit Blutverlust > 1 Liter sollte eineWiederholungsdosis verabreicht werden. Generell sollte eine weitere Dosis verabreicht werden,wenn die OP länger dauert als das 2,5-fache der Halbwertszeit des verwendeten Antibiotikums.
- Wenn während der Operation eine Situation eintritt, die eine Antibiotikaprohylaxe indiziert (z.B.Eröffnung eines Hohlorgans), ist umgehend ein geeignetes Antibiotikum zu applizieren. Die chirurgische Antibiotikaprophylaxe ist daher weitgehend die Aufgabe des Anästhesisten.
Stufe I
Keine Prophylaxe:
- Patienten ohne Risikofaktoren
- Einfache Arthroskopie, unkomplizierte Metallentfernung, einfacher Weichteileingriff
- z.B.: Meniscus OP, ASD, Bankart-OP, RM-Naht,CTS,Ganglion,Dermatomdeckung
Stufe II
Single shot:
- Patienten mit Risikofaktoren bei Operationen der Stufe I
- Einfache Osteosynthese, Kreuzbandchirurgie, offene Gelenksoperationen
- größere Weichteileingriffe, Rezidiveingriffe
- z.B.: J-Span, offene RM-Naht, Fasciektomie bei M.Dupytren, Muskeltransfer
Stufe III
Kurzzeitprophylaxe (bis 24h,3 Dosen):
- Patienten mit Risikofaktoren bei Operationen der Stufe II
- Prothesenimplantation
Stufe IV
Antibiotikatherapie:
- Patienten mit mehreren Risikofaktoren
- Intensivpatienten
Antibiotika der Wahl
- Normgewichtiger Patient (70kg)
- Cefazolin (Kefzol) 2g i.v.
- Bei Allergie: Clindamycin (Dalacin ) 600 mg i.v.
Risikofaktoren
Präoperative Risikofaktoren
– Notfalleingriffe
- kontaminierte Wunden
- Fremdkörperimplantation
- – > 3 Wochen präoperativer Krankenhausaufenthalt, wenn Risikokeim bekannt, Prophylaxe nach Antibiogramm
Perioperative Risikofaktoren
- – OP-Dauer > 2 Stunden
- – ausgedehnte Blutungen
- – mehrere operative Eingriffe in Folge
- – Unterkühlung (KKT<35°)
- – Dauerkathetertraeger bei Bakteriurie ev. Vor OP sanieren
Patientenspezifische Risikofaktoren für postoperative Infektionen
- Hohes Lebensalter (> 70 Jahre)
- reduzierter Allgemeinzustand
- Mangelernährung
- Adipositas
- Dialysepflicht
- Diabetes mellitus
- Immuninkompetenz
- Infektionen/Fieber vor Operation
- MRSA-Trägertum
- Drogenabusus
- Leberinsuffizienz
- arterielle Minderdurchblutung